Es war einmal in einem wunderschönen Königreich namens Münchland, das für seine bunten Märkte, seine fröhlichen Feste und seine hilfsbereiten Menschen bekannt war. In der Mitte des Landes lag die große Stadt Münchburg, wo jeden Tag ein prächtiger Markt stattfand. Händler verkauften süße Lebkuchenherzen, Musiker spielten lustige Lieder, und Kinder rannten lachend zwischen den Ständen hindurch. 

Doch eines Tages verdunkelte sich der Himmel über Münchburg. Eine schwarze Wolke zog auf, und ein eisiger Wind fegte über den Marktplatz. Die Vögel verstummten, und die Menschen froren plötzlich. 

In den dunklen Wäldern von Münchland lebte der weise Zauberer Meister Bertram. Er hatte schon viele seltsame Dinge erlebt, doch als er aus seinem Turmfenster blickte, wusste er sofort: Etwas Unheilvolles ist im Anmarsch.

Er blätterte hastig in seinem großen Zauberbuch und fand eine uralte Prophezeiung: 

„Wenn der schwarze Stein leuchtet und ein Herz in Dunkelheit führt, wird Münchburg erzittern. Nur das Licht der Wahrheit kann die Schatten vertreiben.“

Meister Bertram runzelte die Stirn. Was mochte das bedeuten? Er schwang sich auf seinen treuen Zauberraben Luminus und flog eilig in Richtung Münchburg. 

Zur gleichen Zeit ritt ein junger Mann namens Rafghan durch das Stadttor. Er trug eine lange, dunkle Robe, und seine Augen funkelten merkwürdig, als er auf den Marktplatz trat. Unter seinem Mantel verbarg er einen geheimnisvollen schwarzen Stein, der in seiner Hand schwach zu glühen begann. 

Rafghan fühlte, wie eine fremde Stimme in seinem Kopf sprach: 

„Die Menschen lachen über dich. Sie stoßen dich fort. Zeige ihnen deine Macht!“

Sein Herz füllte sich mit Zorn. Er sprang auf einen schwarzen Wagen und lenkte ihn mitten in die Menge. Die Menschen schrien, Stände kippten um, Obst und Blumen flogen durch die Luft. Chaos breitete sich aus. 

Gerade in diesem Moment landete Meister Bertram auf dem Platz. Er sah, was geschah, und wusste sofort, dass der schwarze Stein Rafghan unter seinen bösen Einfluss gebracht hatte. 

„Dieser Zauber ist mächtig, aber nicht unzerstörbar!“ murmelte er. 

Er hob seinen Stab, rief die Macht des goldenen Lichts herbei und richtete sie auf Rafghan. Der schwarze Stein begann heftig zu zittern und wurde immer heißer. Rafghan schrie auf und ließ ihn fallen. 

Plötzlich gab es einen grellen Lichtblitz – und die dunkle Wolke über Münchburg verschwand! Der Himmel wurde wieder blau, die Sonne schien, und die Vögel begannen zu singen. 

Rafghan fiel auf die Knie. Sein Blick war plötzlich klar, als wäre ein böser Zauber von ihm gewichen. 

Bald traf König Freidrich von Merzenstein mit seiner Garde ein. Er hatte alles gesehen und stellte Rafghan zur Rede: 

„Warum hast du das getan?“ 

Rafghan senkte den Kopf. „Ich weiß es nicht,“ flüsterte er. „Der Stein sprach zu mir… Ich fühlte mich so allein. Ich wollte, dass man mich sieht.“

Der König sah Meister Bertram an, der nickte. „Dunkle Magie nährt sich von Angst und Einsamkeit,“ erklärte er. „Doch wenn wir Licht in die Herzen bringen, kann selbst der tiefste Schatten vertrieben werden.“

Anstatt Rafghan zu bestrafen, lud der König ihn ein, im Schloss zu bleiben und zu lernen, wie man Gutes tut. Rafghan nahm an und wurde später ein tapferer Ritter, der das Land beschützte. 

Zur Erinnerung an diesen Tag feierten die Menschen von Münchland jedes Jahr das „Fest des Lichts“. Sie stellten Laternen in ihre Fenster, erzählten Geschichten über Mut und Zusammenhalt und erinnerten sich daran, dass man Dunkelheit nicht mit Dunkelheit besiegt – sondern mit Licht. 

Und wenn du heute nach Münchland reist, kannst du vielleicht noch die Kinder sehen, die mit goldenen Laternen durch die Straßen ziehen – genau wie damals, als Meister Bertram das Licht über die Schatten siegen ließ. 

Und die Moral von der Geschichte: Manchmal fühlen sich Menschen verloren und allein. Doch Zorn und Dunkelheit sind keine Lösung. Mit Licht, Verständnis und Zusammenhalt können selbst die dunkelsten Schatten besiegt werden.