Es war einmal in einem fernen Land namens Demokratia, wo die Menschen alle vier Jahre ihren König oder ihre Königin wählten. In diesem Land gab es eine besondere Art, seine Stimme abzugeben, die Briefwahl genannt wurde. Jeder Bewohner konnte seine Meinung auf einem kleinen Blatt Papier schreiben, das dann von einer magischen Taube namens Postella zur Burg des Wahlausschusses gebracht wurde.
In einem kleinen Dorf namens Wahldorf lebte ein kluger Junge namens Briefo, der von Postella fasziniert war. Er beobachtete oft, wie die Taube unermüdlich Stimmen sammelte und davonflog. Eines Tages fiel ihm jedoch auf, dass Postella langsamer flog als sonst. „Warum bist du so erschöpft?“ fragte Briefo sie besorgt. Die Taube erklärte mit müder Stimme: „Es gibt immer mehr Menschen in Demokratia, und meine Reise wird von Tag zu Tag länger. Ich fürchte, ich schaffe es bald nicht mehr.“
Briefo, der ein neugieriger und erfinderischer Junge war, beschloss, Postella zu helfen. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Stimmia, die die kluge Tochter des Dorfältesten war, schmiedete er einen Plan. Nach vielen Abenden des Nachdenkens und Zeichnens entwarfen sie ein Sammelhaus – ein Ort, an dem alle Dorfbewohner ihre Stimmen abgeben konnten. Von dort sollte Postella nur noch einen einzigen Flug zur Burg machen müssen.
Doch als die Pläne bekannt wurden, zog ein dunkler Schatten über das Dorf. Im Nachbardorf lebte ein griesgrämiger alter Mann namens Querkus, der berüchtigt für sein Misstrauen war. Er behauptete, das Sammelhaus sei eine Einladung für Betrüger. „Wer garantiert, dass die Stimmen dort sicher sind?“ grummelte er. Viele Dorfbewohner, die Querkus respektierten, begannen, an Briefo und Stimmia zu zweifeln.
Briefo und Stimmia ließen sich nicht entmutigen. „Wir werden Querkus und allen anderen zeigen, dass unser Plan sicher ist“, sagte Briefo entschlossen. Sie beschlossen, eine Probeabstimmung zu organisieren. Jeder Dorfbewohner sollte seine Stimme abgeben und bei der Zählung zuschauen dürfen, um sich selbst von der Sicherheit des Systems zu überzeugen.
Der Tag der Probeabstimmung war gekommen, und die Anspannung im Dorf war greifbar. Die Dorfbewohner versammelten sich vor dem Sammelhaus, während Postella stolz auf dem Dach saß. Briefo eröffnete die Zählung, während Stimmia die Stimmen laut vorlas. Alles lief reibungslos, doch plötzlich brach ein Windstoß durch das Dorf und riss einige Stimmenblätter in die Luft.
Ein Aufschrei ging durch die Menge, doch Briefo und Stimmia ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. „Bleibt ruhig, wir haben Sicherheitskopien der Stimmen“, erklärte Stimmia, während sie die Reservezettel hervorholte. Die Zählung wurde fortgesetzt, und am Ende waren alle Stimmen korrekt gezählt. Selbst Querkus, der das Geschehen genau beobachtet hatte, konnte keine Fehler finden.
Mit einem widerwilligen Lächeln gestand Querkus: „Ihr habt es bewiesen. Eure Idee ist sicher.“ Ein Jubel brach aus, und die Dorfbewohner feierten Briefo, Stimmia und die kluge Postella, die sie inspiriert hatte.
Von diesem Tag an wurden Sammelhäuser in ganz Demokratia eingeführt, und Postella konnte ihre Arbeit mit neuer Kraft und Freude erledigen. Die Menschen lernten, dass Vertrauen, Zusammenarbeit und kluge Planung jedes Problem lösen können.
Und die Moral von der Geschichte? Mit Mut und Einfallsreichtum kann selbst das Unmögliche möglich werden. Ende.